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2010 - 2011
Mit der neu eingerichteten ersten Professur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Bayern konnte Herr Prof. Dieter Melchart im Rahmen seiner Antrittsvorlesung am 29. April 2010 offiziell das Kernkonzept des IGM®-Campus der Öffentlichkeit und der akademischen Welt vorstellen. Diese Projektdarstellung fand unter anderem auch in den Medien regen Widerhall. Es schloss sich die Vorstellung des Projektes in der bayerischen Staatskanzlei an und wurde hinsichtlich seiner medizinischen Qualität durch Prof. Caselmann und Dr. Gassner im Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (StMUG) bestätigt.
Am 15.02.2011 fand die offizielle Kick-Off-Veranstaltung mit den bis dato beteiligten IGM®-Campus Partnern statt. Die weitere IGM®-Campus Zusammenarbeit im Rahmen einer größeren Anzahl formeller und informeller Kontakte und Sitzungen ermöglichte es den IGM®-Campus Partnern, erste Umsetzungsstrategien vor Ort vorzubereiten. Diese Gesamt-entwicklung mündete schließlich in einen offiziellen Kooperationsvertrag zwischen den Projektpartnern.

Parallel mit der kurortbezogenen Konzeptentwicklung wurde vom KoKoNat ein Ärztenetzwerk mit an IGM®-Campus interessierten Ärzten in München angeregt und etabliert. Diese Ärzte arbeiten eng mit der Ambulanz und dem ProphylaxeCenter des KoKoNat zusammen, unter anderem können die beteiligten Ärzte ihre Patienten zu IGM® Einführungsseminaren oder Kursangeboten an das KoKoNat überweisen.

Als konkrete Schritte von ersten Umsetzungsstrategien im Rahmen betrieblicher Gesundheitsförderung wurde im Rahmen der Projekte „Lehrergesundheit" und „Gute, gesunde Schule“ eine größer angelegte Kampagne mit Lehrern und Schulen in Bayern angestoßen. Die Hochschule Deggendorf hat zum Wintersemester 2010/2011 die Initiative „Gesundheitsfördernde Hochschule" gestartet, in der das IGM® eine relevante Rolle spielt.

Wiederkehrende Kontakte mit der Leitung und den Mitarbeitervertretungen im Klinikum rechts der Isar bereiteten das Angebot an sämtliche Pflegekräfte des MRI vor, im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung ab Anfang 2012 über die Ambulanz und ProphylaxeCenter des KoKoNat (oder Kurortpartner) am IGM® teilzunehmen. 

Insgesamt betrachtet wurden in umfangreicher Pilotierungs- und Entwicklungsarbeit die inhaltlichen und organisatorischen Voraussetzungen für eine weitere, erfolgreiche IGM®-Campus Entwicklung ab der Vertragsunterzeichnung Anfang 2012 gestellt.


2012 – 2013
Im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung im Februar 2012 begann eine intensive Phase der Vorbereitung eines IGM®-Campus Antrages im Rahmen des Förderprogramms „Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der medizinischen Qualität in den bayerischen hochprädikatisierten Kurorten und Heilbädern sowie anerkannten Heilquellen- und Moorkurbetrieben“ des damaligen Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit (StMUG). Hierzu hat das KoKoNat als verantwortliche Gesamtprojektleitung in zeitaufwendiger Arbeit die Vertragspartner (Kurorte) bei der Antragsstellung beraten, begleitet und praktisch unterstützt. Auf Grund der Komplexität der Antragsinhalte und zwischenzeitlicher Änderungen des Antragsverfahren bzw. der Antragsanforderungen von Seiten des StMUG mussten die Anträge auch nach Einreichung im September 2012 mehrfach überarbeitet und in regelmäßigen Sitzungen der Projektleiter aller IGM®-Campus Partner neu abgestimmt werden. Auch aufgrund anderer, nicht unmittelbar beinflussbarer Faktoren kam es zu deutlichen Verzögerungen der Zuwendungsbescheide, die schließlich im Juli 2013 aus dem StMUG an die Partnerkurorte versendet wurden. Als offizielles Startdatum des Projekts gilt der 1. Juli 2013.
Da die staatliche Förderung des IGM®-Campus eine Evaluation vorschreibt, wurde in der Forschungsabteilung des KoKoNat ein aufwendiges und umfassendes Studienprotokoll zur wissenschaftlichen Evaluation der verschiedenen Indikationen des IGM® vorbereitet, um der Ethikkommission der Technischen Universität (Klinikum rechts der Isar) Anfang 2014 vorgelegt werden zu können (TALENT-Studien).

Parallel mit der Arbeit an den Förderanträgen und den Studien wurde im Sinne der Vorpilotierung weiter engmaschig an den IGM®-Inhalten gearbeitet und intern im KoKoNat diskutiert und erprobt. Darüber hinaus wurde in enger Abstimmung mit den Vertretern der beteiligten Kurorte die organisatorischen und logistischen Voraussetzungen für die Umsetzung des IGM®-Campus und dessen Evaluation vorangetrieben. Diese Voraussetzungen zur Umsetzung des IGM® gelten natürlich auch für das KoKoNat, weshalb die Räumlichkeiten der Tagesklinik neu konzipiert und nach den Vorgaben eines modernen IGM®-ProphylaxeCenters ausgestattet wurden.

Im Sinne der medizinischen Qualitätsentwicklung an den beteiligten Kurorten wurden die zentralen Inhalte des IGM® den lokalen Projektvertretern erklärt und geschult. Da sich zeigte, dass diese noch etwas sporadischen Schulungen bei weitem nicht den Anforderungen an ein professionelles Fortbildungsangebot für die IGM® umsetzenden Personen an den Kurorten (Coaches, Ärzte, Verwalter) gerecht wird, wurde ein 18-monatiges Curriculum für den zertifizierten Fortbildungslehrgang zum IGM®-GesundheitsCoach bzw. IGM®-GesundheitsManager entwickelt und im Jahr 2013 begonnen. Dieser Fortbildungslehrgang befähigt die verantwortlichen Personen am Kurort, das IGM® professionell und medizinisch verantwortungsvoll durchzuführen.

Da das IGM®-Campus Projekt unmittelbar auch im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements angesiedelt ist, wurden hierzu mehrfach spezielle Fortbildungsangebote für die IGM®-Projektleiter der Partnerorte durchgeführt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die intensiven und nicht immer hindernisfreien Vorbereitungen des IGM®-Campus Kooperationsnetzwerkes in den Jahren 2010 – 2012 erfolgreich waren und damit Mitte 2013 als staatlich gefördertes Projekt offiziell beginnen konnte.


2014 – 2016

Abschluss der TALENT-Studie I a Gewichtsreduktion:
In der Zeit von 2013-2016 erfolgte die erste multizentrische randomisierte klinische Studie an verschiedenen Kurorten in Bayern. Im März 2016 durchliefen die letzten Teilnehmer der Studie ihre Abschlussuntersuchung nach 12 Monaten Studiendauer. Die erhobenen Daten aus allen beteiligten Kurorten wurden anschließend im KoKoNat zentral auf Datenträger erfasst und vom Münchner Studienzentrum auf Korrektheit geprüft. Die statistische Auswertung wurde in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie der TU München durchgeführt. Eine Kurzfassung der Ergebnisse wurde allen beteiligten Prüfzentren zur Verfügung gestellt sowie anlässlich einer IGM®-Campus Projektleitersitzung vorgestellt und erläutert. Ein Manuskript mit der Darstellung der Studie wurde von Prof. Melchart als Erstautor erstellt und zur Publikation eingereicht:

Melchart D, Löw P, Wühr E, Kehl V, Weidenhammer W. Effects of a tailored lifestyle self-management intervention (TALENT) study on weight reduction: a randomized controlled trial. Diabetes Metab Syndr Obes 2017,19;10:235-245. doi:10.2147/DMSO.S135572. eCollection 2017

In einem zweiten Schritt wurden für jeden Kurort Daten aus der TALENT-Studie, die nur in der IGM®-Gruppe generiert, analysiert und in einem Bericht zusammengefasst. Diese Kurzberichte stellten nicht die Auswertung der TALENT-Studie nach den Protokollbedingungen dar, sondern beschränkten sich lediglich auf einen Teilaspekt der Studie. Sie bezogen nur die Teilgruppe der Studienteilnehmer ein, die das Angebot des IGM® über ein Jahr erhalten hatten. Fester Bestandteil des IGM® ist es für die Teilnehmer, in definierten Zeitabständen bestimmte Fragebögen im Viterio® Gesundheitsportal auszufüllen (Gesundheitsprüfungen GP1 und GP2) und die Ergebnisse in Form von Gesundheitsberichten zu erhalten. Jedem Kurort wurden die an ihrem Ort generierten Ergebnisse in Form eines Kurzberichts zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus wurden die Daten aus der IGM®-Gruppe für eine Responderanalyse genutzt, um Studienteilnehmer mit besonders erfolgreicher Gewichtsabnahme zu charakterisieren und Zusammenhänge zu weiteren Variablen aus den Gesundheitsprüfungen zu untersuchen. Die Erkenntnisse sind in einem weiteren Manuskript beschrieben, welches 2017 zur Veröffentlichung in einem Sonderheft der „Forschenden Komplementärmedizin“ publiziert worden sind.

Melchart D, Wühr E, Weidenhammer W. High and Low Responder in a Comprehensive Lifestyle Program for Weight Loss – Secondary Analysis of a Randomized Controlled Trial. Complement Med Res 2017, 24;4:232-239. doi: 10.1159/000475663. Epub 2017 Juli


Ergebnisse Diabetesrisiko-Screening:
Im Rahmen des IGM®-Campus Projektes wurden in den beteiligten Kurorten mehrere Aktionen durchgeführt mit dem Ziel, die Bevölkerung zu interessieren und zu sensibilisieren für das Risiko, selbst an Diabetes zu erkranken. Die Aktionen waren vergleichbar dem Programm „Diabetes bewegt uns“, das 2014 vom StMGP bayernweit initialisiert wurde. Kern ist ein Fragebogen mit 8 einfach zu beantwortenden Fragen, wie er auch als FINDRISK in der Literatur bekannt ist und auch zum Beispiel von der Deutschen Diabetes Stiftung verwendet wird. Mit Stichtag 6.4.2016 wurden alle entsprechenden Daten aus der Viterio®-Datenbank exportiert. Demnach standen im IGM®-Campus insgesamt Daten von 1396 Personen zur Verfügung. Die Fragebögen wurden für jeden Kurort getrennt ausgewertet und die Ergebnisse in Form eines Berichts den Kurorten zur Verfügung gestellt, wobei neben den Ergebnissen des jeweiligen Ortes zum Vergleich auch die Gesamtergebnisse aus dem Campus-Verbund dargestellt wurden.


Wissenschaftliche Evaluation des IGM® in den definierten Mantelindikationen:
Im Rahmen des IGM®-Campus Projekts war für jeden Kurort eine spezifische Indikation (Mantelindikation) für die Durchführung des IGM® festgelegt. Folgende Zuordnung wurde getroffen: Bad Alexandersbad: Hypertonie; Bad Tölz: Stresserkrankung/Burnout; Bad Wörishofen: Metabolisches Syndrom; Treuchtlingen: Osteoporose/Arthrose; Bad Kötzting: Stresserkrankung/Burnout; Bad Griesbach: Arthrose. Alle Erprobungen waren in ein Evaluationsvorhaben eingebettet mit dem Ziel, sowohl die Prozessqualität als auch die mit dem Programm beobachtbare Ergebnisqualität zu beschreiben. Dazu gehörten die durch die Mantelindikation erforderlichen Anpassungen an das Konzept des Lebensstilprogramms, deren Umsetzung mit eventuellen Eingriffen in die Infrastruktur sowie Kriterien der Praktikabilität und der Akzeptanz durch die Nutzer. Für das KoKoNat war die Ergebnisqualität primäres Ziel des Vorhabens und damit die Beschreibung von Veränderungen bezüglich Blutdruck und Körpergewicht nach Durchführung eines 6-monatigen IGM® mit Einbezug der jeweiligen ortsspezifischen Heilverfahren.

Im Jahr 2016 konnten alle Kurorte ihr spezifisches Evaluationsprojekt beenden. Die dabei im Vitero® Gesundheitsportal generierten Daten wurden vom KoKoNat statistisch ausgewertet, die Ergebnisse in sechs einzelnen Berichten dargestellt und den betreffenden Kurorten zugestellt.


Evaluation der IGM®-Nutzerzufriedenheit:
Ein Schwerpunkt der Evaluation im Rahmen des IGM®-Campus Projekts lag auf der Bewertung und Rückmeldung der IGM®-Nutzer. Im Sinn der „Kundenorientierung“ sind diese subjektiven Aussagen und Einschätzungen wertvolle Hilfen für die Verbesserung der Angebote, indem häufig geäußerte Schwachpunkte identifiziert und auf die Bedürfnisse der Nutzer verstärkt eingegangen werden kann.

Für die Rückmeldungen der IGM®-Teilnehmer wurde vom KoKoNat eine schriftliche Befragung vorbereitet. Das Grundkonzept des IGM® ist durch verschiedene Phasen während des 1-jährigen Programms strukturiert. Die Phasen verfolgen verschiedene Zielsetzungen und bedienen sich unterschiedlicher Programmtechniken. Aus diesem Grund wurden 3 verschiedene Fragebögen konzipiert, die auf die speziellen Aspekte der vorherigen Programmphasen zugeschnitten waren. Damit war der Umfang jeder einzelnen Befragung vertretbar und für die befragten Teilnehmer leichter verständlich. Fragebogen 1 bezog sich auf die Screening- und Einstiegsphase des Programms, Fragebogen 2 wurde nach 12 Wochen bei Abschluss der Alltagsphase und Fragebogen 3 am Ende des 12-monatigen IGM®-Programms vorgelegt.
Die wichtigsten Themen der Befragung bezogen sich auf das Gesundheitsportal Viterio® als technischem Tool und festem Bestandteil des Individuellen Gesundheits-Managements (IGM®), auf die Art der angebotenen Informationen zum Thema Lebensstil sowie die Art und Weise der individuellen Betreuung durch die GesundheitsCoaches vor Ort.
Die Befragungen wurden im Jahr 2016 abgeschlossen und ausgewertet. Aus der Gesamtheit der Kurorte standen 286 ausgefüllte Fragebögen 1, 193 Fragebögen 2 und 158 Fragebögen 3 für die Auswertung zur Verfügung. Die vom KoKoNat für jeden Kurort einzeln erstellten Berichte zeigen die Ergebnisse der am jeweiligen Kurort durchgeführten Befragungen im Vergleich zum Ergebnis im gesamten Verbundprojekt IGM®-Campus. Die Gesamtergebnisse wurden im Januar 2019 publiziert:

Bachmeier B, Wühr E, Wifling K, Melchart D. Participant satisfaction with a comprehensive lifestyle program for health promotion, disease prevention and patient education. Health Edu Care, 2019 doi:10.15761/HEC.1000153